»Die FIFA macht so den Sport kaputt«
Spätestens seit dem Spiel gegen Ghana stehen viele deutsche Fans in Brasilien mit der FIFA auf Kriegsfuß. Auch während des Achtelfinales gegen Algerien kam es wieder zu Konfrontationen mit FIFA-Ordnern. ecke:sócrates hat mit Tom Roeder, Gründer der Facebookseite »FIFA es reicht« über den Konflikt und seine bisherigen WM-Erfahrungen gesprochen.
(Porto Alegre)
Tom Roeder, 37, links im Bild, ist Fanclubbetreuer beim Fanclub Nationalmannschaft und dort für die »Sektion Rheinland« zuständig. Er betreut ehrenamtlich mehrere tausend Fans und organisiert Reisen zu jedem Länderspiel der Nationalelf. Bei den letzten fünf großen Turnieren war er selbst mit dabei.
ecke: Tom, du bist ehrenamtlicher Fanclubbetreuer. Wie viele Arbeitsstunden gehen dafür in deiner Freizeit drauf?
Tom Roeder: In den letzten zwölf Monaten kamen da schon gut 1000 Arbeitsstunden zusammen, also hochgerechnet rund drei Stunden pro Tag. Das lag natürlich auch an der WM in Brasilien.
ecke: Du bist seit Anfang der WM in Brasilien: Wie gefällt dir das Land als Gastgeber bis jetzt?
Roeder: Das Land ist schön, aber sehr arm. Das habe ich so nicht erwartet. Es ist vielfältig und interessant. Die Menschen sind freundlich.
ecke: Vor einigen Tagen hast du die Facebook-Seite »FIFA es reicht« gegründet: Was führte dazu?
Roeder: Die Seite habe ich im Zuge der WM-Spiele erstellt, weil die FIFA mehr und mehr in Belange der Fans eingreift unter dem Sicherheitsaspekt Regeln erstellt, die übertrieben sind. Keine Fahnen im Stadion an der Bande. Keine Trommel oder andere landestypischen Gegenstände sind erlaubt. Die FIFA macht so den Sport kaputt. Jetzt versuche ich, so viele Follower wie möglich zu sammeln, um darauf aufmerksam zu machen und eventuell irgendwann auch Aktionen zu starten, die Probleme anzusprechen und hörbar zu machen.
ecke: Was sind deine Hauptkritikpunkte an der Fifa allgemein und vor allem während der WM?
Roeder: Während der WM ist es vor allem das Verbot der Trommeln und Fahnen. Aber auch, dass die FIFA rund um Stadien und Spielorte verbietet, dass nicht lizensierte Produkte verkauft werden. Seien es Getränke, Essen oder einfach kleine fliegende Händler. Die FIFA will das Monopol auf alles und verdient damit Geld. Geld, das dem jeweiligen Land zusteht.
ecke: Am Freitag spielt die Nationalmannschaft im Maracanã-Stadio in Rio gegen Frankreich. So lange das Team im Turnier bleibt, bist auch du vor Ort. Welche Aktionen planst du noch für den Rest der WM?
Roeder: Geplant sind noch diverse Ausflüge, um die Umgebung und das Land besser kennen zu lernen. Bezüglich der WM habe ich meine Reisegruppe aufgefordert, keine FIFA Produkte zu kaufen. Der Großteil der Gruppe fand diese Idee sehr gut.